PHILIP METZ

When We Were Kings

31.01.2015 – 07.03.2015



Der Titel „When We Were Kings“ bezieht sich auf den gleichnamigen Dokumentarfilm über den Kampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman, der 1974 in Zaire (Kongo) stattfand. Bei dem Kampf unterlag der eigentlich körperlich und altersmässig überlegene Foreman gegen Ali. Der Kampf war ein Riesenevent und wurde zu einer Art politischen Ereignis hochstilisiert, bei dem Muhammad Ali Afrika repräsentierte und Goerge Foreman die USA.

Für Philip Metz war Muhammad Ali in seiner Kindheit einer seiner großen Helden. Das war er auch für afrikanische Länder. Er diente als Vorbild und Identifikationsfigur. Muhammad Ali schaffte es, eine Welle der Begeisterung in der Bevölkerung vieler afrikanischer Länder auszulösen, die über die Grenzen von Zaire hinausging und so die Panafrikanische Idee propagierte, die Solidarität in der Diaspora mit sich zog. Auf dem Weg zur Identitätsfindung ist es wichtig, eigene Helden zu kreieren, zu konstruieren und zu zelebrieren. Mit seiner scharfen Sensorik schafft der Künstler hier etwas Beispielhaftes:

Die Arbeit des Künstlers Nebensaison, ein Fussballspiel, bei der der Künstler zwei Kameruner Fussballteams, eines unter deutscher und eines unter französischer Flagge antreten lässt, verweist darauf, dass viele Kameruner im ersten Weltkrieg schlicht starben, nicht nur für das deutsche oder französische Vaterland, auf das diese absurd anmutende Konstellation anspielt, sondern auch für ihr eigenes Vaterland, Kamerun, um dessen Kultur und Souveränität zu schützen. Dieses Spiel wurde im Sommer 2014 auf der Außenwand der Galerie KWADRAT genau zeitgleich zum Anpfiff des Spiels Frankreich-Deutschland des FIFA World Cups gezeigt. In Erwartung eines Public Viewings kam das Publikum und fieberte dem Anpfiff entgegen: Frankreich gegen Deutschland! Die Reaktion der meist fächnchen-schwenkenden Menge war einzigartig. Beim Anpfiff von Nebensaison verließen einige Besucher überrascht das Public Viewing, einige blieben und viele kamen neugierig hinzu. Philip Metz macht damit darauf aufmerksam, dass es so gut wie keine Manifestationen, Skulpturen, Denkmäler, etc. gibt, die an diese Gefallenen erinnern. Ein entsetzliches Machtgehabe der westlichen Welt und deren Überheblichkeit, mündent in völliger Gleichgültigkeit?

"When We Were Kings" ist ebenfalls ein Verweis auf die Zeit, in der Grossfriedrichsburg gegründet und gebaut wurde. Im 17.Jahrhundert herrschten sowohl im heutigen deutschen als auch im heutigen ghanaischen Raum noch Dynastien. Damals sandte der Kurfürst Friedrich Wilhelm zwei Schiffe nach Westafrika aus, um einen Handelsstützpunkt zu etablieren. Zu jener Zeit musste er sich um die Gunst der dort herrschenden bemühen, um die gewünschten Handelsverträge zu ermöglichen. Das Ergebnis ist Grossfriedrichsburg, eine Festung, die heute noch zu besichtigen ist und die den Künstler zu seinem Projekt Adler Afrika, das er seit Jahren vorantreibt, inspirierte.Hier unternimmt das Projekt Adler Afrika den Versuch, Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu beschreiben. Über die geschichtlichen Fakten hinaus nicht erzählte Geschichte erfahrbar zu machen. Es setzt in den Zwischenräumen an, jenseits des Narrativs, der auf historischen Fakten beruht- die nur aus Quellen einseitiger Perspektive existieren.

In grossformatigen Fotos zum Beispiel, die durch Lichtführung und die inhaltliche Inszenierung an Landschaftsmalerei des 17.Jh. anlehnen, erinnert dies an die romantische Vorstellung der unberührten, unbewohnten Natur. Die Abwesenheit von Menschen, obwohl man ihre Spuren sieht, ist eine subtile Anspielung auf die (koloniale) Erzählung, dass man dort eine von der Zivilisation unberührte Natur vorfinden würde. Gerade die heutige Tagespolitik macht uns bewusst, wie aktuell dieses Thema ist und wie akut genau diese Fragen nach Verstrickungen der Machtverhältnisse, Geschichte der Abhängigkeiten in einer mehr und mehr globalen Welt gestellt werden müssen. In verschiedenen Medien, performativen Arbeiten, Fotos, Videos, Installationen nähert sich Metz diesem Thema an. Die Qualität seiner Arbeiten liegt in der Auseinandersetzung, dem Einfühlen in den Ort und der Öffnung verschiedener semantischer Ebenen, die seine Arbeiten zu Allegorien machen, die Raum lassen. Sie laden zu einem individuellen Zugang ein, ermöglichen einen Perspektivenwechsel, lassen Denkansätze zu, Geschichte zu erzählen und zu erfahren ohne dogmatisch sein zu müssen.

English:

KWADRAT is looking forward to presenting the second solo exhibition of Philip Metz entitled "When We Were Kings"
The title, "When We Were Kings" refers to a documentary movie about the boxing fight between Muhammad Ali and George Foreman that took place in 1974 in Zaire (Congo). In that fight, the physically stronger and younger Foreman lost to Ali. It was a massive event and was hyped up to be a sort of political event in which Muhammad Ali represented the African Continent and Goerge Foreman represented the United States.

For the artist Philip Metz, Muhammad Ali was one of the great heroes of his childhood. He served as an example and role model. Muhammad Ali managed to trigger a wave of enthusiasm in many African countries that went beyond the borders of Zaire and promoted the Pan-African idea and even solidarity in the diaspora. On the way to form identity, one needs to create, to construct and celebrate his own heroes.

"When We Were Kings" is also a reference to the time when Gross Friedrichsburg was built and founded. In the 17th century, dynasties existed in both today's Germany and in today's Ghanaian area.

At that time, the elector Friedrich Wilhelm sent out 2 ships to West Africa to establish a trading post. He had to fight the competition of the Dutch and Portuguese, and he had to fight for the favor of the Ghanian ruling to allow for desirable trade agreements. The result is the Grossfriedrichsburg Castle, a fortress that still exists and inspired the artist to do his project "Adler Africa".

The project "Adler Africa" is an attempt to describe history from a different point of view, making the untold story accessible beyond the historical facts. Gaps exist in the narrative between the sources of a one-sided perspective.

Through various media, performing works, photographs, videos, and installations, Metz addresses this issue. The quality of his work lies in his empathy with the place and his ability to open up of various semantic layers that make his work allegories that leave space for the viewer to make his interpretation.

It invites you to an individual shift of perspective, and attempts to tell history without the need for dogma. For example, in large-format photographs, by lighting and staging the content of landscape similarly to the landscape-painting of the 17th century, he reminds the viewer of the romantic notion of the untouched--the uninhabited nature.

The noticeable absence of people, even though you can see their tracks, is a subtle reference to the colonial propaganda, which justified the occupation of the land--"untouched by civilization."

http://www.volksbuehne-berlin.de/praxis/afrika_konferenz_kunst</http:>